.308 Winchester ist nicht 7,62 x 51 mm NATO

Während bei vielen zivilen Patronen die Militärische Variante in Bezug auf technische Unterschiede gleich ist, gibt es auch welche mit Unterschieden.

Für sehr viele Schützen ist die 7,62x51 NATO, welche man noch aus HK G3 Bundeswehr-Zeiten kennt das Selbe was man heute als Sportschütze oder Jäger nutzt und .308 Winchester heißt. Das ist jedoch falsch, denn es gibt einen kleinen Unterschied, der bei manchen Waffen für Störungen sorgen kann.

Hintergrund

Die 7,62 x 51 mm NATO Patrone wurde aus der zivilen .308 Winchester entwickelt und 1953 als Standardpatrone beim Militärbündnis eingeführt. Wie man aber als aufmerksamer Leser bemerkt, wurde die Patrone aus der zivilen Variante „entwickelt“ es muss also Unterschiede geben.

Unterschiede & damit verbundene Probleme

Der wichtigste Unterschied ist, dass die .308 Win eine geringfügig flachere Hülsenschulter aufweist. Es handelt sich hierbei zwar um einen sehr geringen Unterschied, jedoch kann dieser zu Problemen führen.

Ein ziviles .308 Win Gewehr hat im Regelfall ein auf .308 Win ausgeriebenes Patronenlager. Je nach Toleranzen des Patronenlagers als auch der Patrone selbst führt dies dazu, dass bei der Verwendung von Surplusmunition (ehemalige Militärmunition in 7,62x51 mm NATO die für den Zivilmarkt freigegeben wurde) Probleme entstehen können.

So entsteht durch die etwas steilere Schulter der Militärpatrone eine Lücke zum Patronenlager hin. Schießt man die Patrone ab, so passt sich durch den Druck das Messing der Hülse schlagartig an das Patronenlager an – die Hülse wird nun also tatsächlich zu einer .308 Winchester Hülse. Durch die schlagartige Anpassung an die Schulterform des Patronenlagers kann dies aber dazu führen, dass die Patrone nun so satt im Patronenlager liegt, dass diese sehr schwer auszuziehen ist.

 Dies hängt vermutlich auch mit dem zweiten Unterschied der Patronen zusammen, denn Militärmunition hat größere Wandungsstärken. Die Hülse gibt also bauartbedingt nicht so leicht nach wie die zivile .308 Win und begünstigt damit in diesem Fall das Festklemmen, nachdem sich die Hülse an das Patronenlager angepasst hat.

Meine Erfahrung damit basiert auf einer der ersten MR308 von Heckler und Koch, aus welcher ich Surplus verschossen habe. Ich hatte mit der ehemaligen Militärmunition bei ca. jeder fünften verschossenen Patrone eine Störung. Die Hülsen saßen so fest, dass die Ausziehkralle des Verschlusskopfs ein Teil des Hülsenbodens abriss und danach eine Patrone auf die im Patronenlager verbliebene Hülse aufschob. Danach ging es dann los mit der Recherche an was es liegen könnte und das Ergebnis seht Ihr in Form dieses Artikels.

Was das Störungsproblem angeht, so ist es anscheinend kein generelles Problem und viele Waffen späterer Baulose von HK kommen besser damit zurecht. Dennoch existiert dieses Problem der „Verträglichkeit“ von ehemaliger Militärmunition bei vielen Herstellern. Auch gibt es Munitionshersteller, welche Ihre Munition zwar .308 Win beschriften, jedoch Hülsen mit der Form der 7,62 x 51 mm NATO fertigen. Selbst auf Surplus Munition werden die Angaben auf der Patrone mit .308 Win ergänzt, obwohl es sich tatsächlich um die 7,62 NATO handelt (Siehe Foto des Artikels).

Es ist also offensichtlich, dass es insgesamt nur ein sehr kleines Problem mit dem unterschiedlichen Schulterwinkel gibt und dieses nur wenige Waffen (meist Halbautomaten) betrifft. Um so besser aber zu wissen woran es liegen könnte.
Nach viel Recherche, Rücksprache mit Schützen und eigenen Tests komme ich hier zu dem Ergebnis, dass ein militärisches Patronenlager in 7,62 NATO kaum Probleme damit hat eine zivile .308 Win zu verschießen – anders herum jedoch ein .308 Win Patronenlager von Zivilwaffen eher störungsanfällig ist für 7,62 NATO.

Fazit

Wenn also die ein oder andere Patrone mit der neuen .308 Jagdwaffe oder dem Sportgewehr nicht so möchte, dann ist es nicht zwangsläufig die Waffe, sondern ggf. die Patrone die es verursacht. Denn vor allem bei der riesig großen Auswahl an Sport- und Jagdmunition in diesem Kaliber gilt es erst einmal die richtige Patrone für die Waffe zu finden. Dieses Hintergrundwissen zu haben ist also „nice to know“ und vielleicht ein Ansatz an den nur wenige denken, wenn es um Störungsbeseitigung geht.




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