Evolution des jagdlichen Meckerns

Wer kennt es nicht, ist man als Jäger auf eine Gesellschaftsjagd eingeladen, so gilt es einige ungeschriebene Regeln zu beachten, da man sonst den Argwohn des ein oder anderen Jägers auf sich zieht. Der Halbautomat sollte in den meisten Fällen also lieber im Schrank gelassen werden, da sonst der Standardspruch irgendeines Jägers folgt: „Möchtest Du in den Krieg ziehen?“.

Um die Entwicklung solches jagdlichen Meckerns anzusprechen, haben wir diesen Artikel verfasst. Dabei haben wir (Typisch für einen Waffenhändler) den Fokus auf Kontroversen rund um das Handwerkszeug gelegt. Vielleicht kommt Euch ja hin und wieder etwas bekannt davon vor...

Evolution des Meckerns

Es scheint in der Natur des Waidmanns zu liegen, dass sämtlichen Neuerungen erst einmal mit Gemecker entgegengetreten wird. Hier ein paar Beispiele der Vergangenheit und die dazugehörigen Sprüche die man sich anhören musste und muss…


Zielfernrohre kommen auf…

- Hast Du so schlechte Augen, dass Du ein Zielfernrohr benötigst?
- Wenn ich ein Zielfernrohr benötigen würde, würde ich nicht mehr jagen gehen!

Fazit: Zielfernrohre haben sich durchgesetzt weil sie einfach für präzisere Ansprachen und Treffer sorgen und somit automatisch für mehr Waidgerechtigkeit beitragen.

Kunststoffschäfte kommen auf…

- Was hast Du denn da für ein Plastikgewehr?

Fazit: Kunststoffschäfte verziehen sich nicht wenn sie nass werden, sind günstiger, wartungsfreundlicher, meist leichter. Sie ergeben schlichtweg in vielen Fällen Sinn, denn einige nutzen eine Waffe mit Kunststoffschaft mehr als Werkzeug denn als Showwaffe. Kurzum, der Jäger traut sich anhand der Eigenschaften damit auch in die Dickung und scheut keine Kratzer was Situationsbedingt auch Waidgerechter sein kann.  

Halbautomaten kommen auf…

- Willst Du in den Krieg ziehen?
- Gerade aus Afghanistan zurück!?
- Was willst Du mit dem Maschinengewehr?

Fazit: Halbautomaten haben klare Vorteile, denn selbst wenn man einen Treffer gut anträgt, kann das Stück dennoch flüchtig werden. Während Jäger mit Repetierern oder Einzelladern dann hektisch nachladen und oft zu spät wieder Schussbereit sind, krümmt der Halbautomatenschütze einfach erneut ab. So einige Nachsuchen könnten damit erspart bleiben.

Neonklamotten kommen auf…

- Hast Du Dich verlaufen? Zur Disco geht es ...
- Wir finden Dich auch so wenn Du Dich verläufst!

Fazit: Bei der Gesellschaftsjagd ging die Anzahl der durch andere Jäger verletzten oder erschossenen Jägern nach unten. Die Sicherheit des Jägers wird deutlich besser gewährleistet.

Wildkameras kommen auf…

- Zu faul zum ansitzen?
- Wenn Du so bequem bist, musst Du nicht jagen!

Fazit: Seit der Nutzung von Wildkameras hat man ein viel besseres Verständnis für das Wild im eigenen Revier. Krankes Wild, Neozoen und besonders schützenswertes Wild wird schneller erkannt. Wildkameras tragen enorm zur Steigerung des jagdlichen Verständnisses under der Eingriffmöglichkeiten bei.

Bleifreie Munition kommt auf…

- Taugt nichts und sorgt nur für Nachsuchen

Fazit: Wir betrachten das Thema ebenfalls kontrovers. Allerdings hat sich die Qualität der BF Munition bereits heute deutlich verbessert und es ist damit zu rechnen, dass in wenigen Jahren kaum mehr Probleme bestehen.

Nachtsichtgeräte kommen auf…

- Wenn man mit dem bloßen Auge nichts mehr sieht, muss man nicht mehr schießen.
- Das hat doch mit Jagd nichts mehr zu tun!

Fazit:
Vor Restlichtverstärkern und Wärmebildgeräte kam es zu vielen Fehlansprachen des Wildes. Viele Jäger haben eben doch bei schlechter Witterung und Dämmerung den Finger nicht lang lassen können – Krank geschossenes Wild und Fehlabschüsse waren und sind die Folge. Dies wurde mit der Einführung von NSG verbessert. Es führt unweigerlich zu einer Verbesserung der Waidgerechtigkeit.

Schalldämpfer kommen auf…

- Hä? Ich kann Dich nicht verstehen!

Fazit: Komischerweise sorgten Schalldämpfer nahezu für keine Ablehnung unter den Jägern. Der Großteil hat direkt die Vorteile die eigene Gesundheit betreffend erkannt.


Insgesamt gilt also, dass wir Jäger ein ziemlich konservativer Haufen sind und die Einführung (auch von wirklich sinnvollen) Neuerungen oft zu heftigen Kontroversen führt. Bei manchen wird dann sogar Tradition vor Waidgerechtigkeit gesetzt, was unserer Meinung nach nicht passieren darf.

Dennoch haben die „Meckerer“ auch etwas Gutes, denn es droht auch immer die Gefahr, dass es andersherum läuft und etwas Anklang finden könnte, was eben nicht zum Vorteil der Jagd bzw. der Waidgerechtigkeit beiträgt. Meckern ist also auch oft gesund für die Jagd und weist zumindest einige gesellschaftliche Grenzen auf.

Was wir jedoch interessanterweise beobachten können ist, dass die größten Meckerliesen die man finden kann nicht einmal nur aus den Reihen der „alten Jäger“ stammen, sondern immer wieder vereinzelte Jungjäger dabei herausstechen. Ok, erfahrungsgemäß sind das aber auch die, bei denen die Eltern schon zu deren Geburt in den Zoo fuhren um den Storch mit Steinen zu bewerfen.

Es wird also so weitergehen, wie es vermutlich die vergangenen tausende von Jahren ablief… Die Folgegeneration an Jägern sorgt über Jahre für eine Anerkennung der heutigen Neuerungen damit sie dann aber über Zukünftige Neuerungen meckern können. Oder erinnert sich heute noch jemand an die Höhlenmenschen die sich gegenseitig anbrüllten, weil einer mit einem Bogen statt einem Speer zur Jagd aufgekreuzt ist?

 

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