Test EOTech EXPS3

Das EOTech EXPS3 ist derzeit das am weitesten entwickelte holografische Visier aus dem Hause L3. Das „E“ steht hierbei für extrem und soll in der Bezeichnung die Unterschiede zum normalen XPS3 zum Ausdruck bringen. Diese Unterschiede sind, dass das EXPS3 die Bedienelemente auf der Gehäuseseite aufweist und so eine verbesserte Bedienung in Verbindung mit einer vorgeschalteten Vergrößerungsoptik oder einem Nachtsichtgerät hat.

Angebracht wird das Holo-Visier über eine Quick-Release-Montage, welche mit 2 MOA (Minute of angle) Wiederholgenauigkeit so gut wie nicht den Haltepunkt verstellt. Man kann das EOTech also abnehmen und wieder aufsetzen ohne es erneut anschießen zu müssen. Durch die kompakte Bauform nimmt es lediglich 7cm der Picatinny- oder Weaverschiene weg, ist aber mit 317g Leergewicht sicherlich nicht die leichteste Optik. Als wir es aufsetzten, hat dies aber selbst bei frei stehender Waffe (Zweibein) keinen relevanten, negativen Einfluss auf die Schwerpunktverteilung genommen.

Das EXPS3 ist ein absolutes Spitzenprodukt und sucht seines gleichen. Befeuert wird das Gerät über eine CR123 Batterie, welche recht lang hält (Hersteller 500-600 Betriebsstunden). Wir sparen es uns jedoch mit genauen Zeitangaben zu kommen oder darauf viel zu geben, denn wie lange eine Batterie hält, hängt von vielen wichtigen Faktoren ab - Temperatur, Batteriestärke, Aktive Nutzung usw. ...Man kommt gut und lange damit zurecht.

Verfügbar ist das Gerät in drei Varianten:

  • Das EXPS3-0 hat wie alle anderen Versionen einen 65 MOA großen Zielkreis und in der Mitte einen 1 MOA großen Zielpunkt.
  • Die Version EXPS3-2 hat zwei Zielpunkte, welche für 0-300m und 500m ausgelegt sind.
  • Das EXPS3-4 hat nochmals zwei Zielpunkte mehr, welche zusätzlich für 400m und 600m ausgelegt sind.

Wir haben uns für unsere Tests für das EXPS3-0 entschieden mit nur einem Zielpunkt. Grund hierfür ist die bessere Übersichtlichkeit des Absehens - zwei oder vier weitere Zielpunkte empfanden wir beim Durchschauen schlichtweg als störend.

Allgemein erscheint uns die vierte Visiermarke des EXPS3-4 als etwas unsinnig. Auf 500m oder 600m ist mit einer .223 auf welche die Optik ausgelegt ist mit dem EOTech nicht wirklich etwas zu holen. Selbst bei der Nutzung eines G43, G45 oder G33 Magnifiers aus dem gleichen Haus ist man hier mit einem Zielfernrohr unserer Meinung nach deutlich besser beraten. Der Grund ist einfach – mit einem Magnifier vergrößert man auch den Zielpunkt, was unserer Meinung nach als störend empfunden wird. Der Zielpunkt besteht nämlich aus mehreren Laserpunkten, welche man dann deutlich sieht. Wir hatten bessere Schießergebnisse auf 100m ohne Magnifier als mit. Dennoch bleibt hier vieles Geschmackssache und / oder ist abhängig vom Benutzer, daher auch keine Einwände wenn jemand diesen nutzt.

Die Aufgabe im Bereich bis 300m oder als Reflexvisier erfüllt das EXPS3 aber mit absoluter Bravour!

Selbst wenn die Rail einen guten Schlag abbekommen hat, weist das Gerät einen Verstellbereich von +/-40 M.O.A. auf. Auch das von einem Laser erzeugte Absehen weist 30 Helligkeitsstufen auf wobei 10 davon über die „Nachtsicht-Funktion“ geregelt werden und für das Auge nicht wahrnehmbar.

Wir haben es selbstverständlich bei intensivem Licht, völliger Dunkelheit und unter einem Restlichtverstärker getestet. Bei grellem Tageslicht war das Absehen sehr gut sichtbar und man hatte immer noch vier Helligkeitsstufen Spiel nach oben - sollte man eine Schießbahn in der Wüstensonne der Sahara besuchen wollen. Bei Dämmerung oder Nacht ließ es sich ebenfalls optimal einstellen. Interessant war hier aber die NV-Funktion, denn wenn es richtig dunkel ist, sieht man noch die letzten vier Stufen der zehnstufigen Nachtsichtfunktion gerade so, auch ohne NSG.

Also setzten wir uns ein Generation 3 Nachtsichtgerät (PVS-14) auf den Kopf und schauten was es jetzt macht. Es reichte hier für unser Gerät die dritt niedrigste Stufe um ein klar abgegrenztes Absehen zu erhalten - fantastisch! Das 30x23mm große Sichtfenster war ebenfalls mehr als ausreichend um ein optimales Sichtfeld zu haben.

Also schauten wir uns endlich mal die Anleitung an um zu sehen was es noch so können soll. Wasserdicht ist es angeblich bis 10m, jedoch fanden wir keine Unterwasserschießbahn um dies zu überprüfen. Temperaturen hält es angeblich zwischen -40 und +65°C aus, jedoch mit dem Hinweis, dass es bei extrem niedrigen oder hohen Temperaturen zu Paralaxeabweichungen kommen kann. Bei den -10° bis +40° in Deutschland hat dies allerdings keinerlei relevanten Effekt und auch sonst sind die Abweichungen selbst bei Extremwetter recht geringfügig.

Das Glas des EOTechs ist „Fog-proof“ und in der Tat gab es keine großartigen Probleme mit Beschlagen der Gläser außen - innen schon gar nicht. Die Gläser selbst sind vorne wie hinten unterschiedlich. Die vordere Scheibe besteht aus 3,17mm dickem, reflektionsarmen Glas, die Hintere am Auge aus 4,76mm starkem Verbundglas. Auf 100m hat man ein Sichtfeld von 30,77m bei 10cm Augenabstand - ebenfalls absolut ausreichend, bedenkt man, dass man mit beiden Augen offen schießt.

Eine weitere Funktion ist die, dass sich das Gerät je nachdem über welchen Knopf man es einschält, nach bestimmter Zeit automatisch abschält. Startet man es über das auf der linken Gehäuseseite befindlichen Bedienfeld mit dem Pfeil nach unten, schält es sich automatisch nach vier Stunden ab. Wählt man den Pfeil nach oben, nach acht Stunden - und startet man es über den NV Knopf nach sechs Stunden. Nette Eigenschaft, aber fraglich ob notwendig hier dem Benutzer diese drei Auswahlmöglichkeiten überhaupt zu bieten. Gut ist auf jeden Fall, dass es sich automatisch abschält und man so bei Vergessen nicht bei der nächsten Verwendung eine leere Batterie hat.

Das Absehen selbst kann man über die rechte Gehäuseseite mit einem Schraubendreher gut einstellen. Beide Stellschrauben sind durch das Einlassen in das Gehäuse gut gegen versehentliche Verstellung geschützt und klicken sauber ein. Jeder Klick macht 1/2 MOA aus also 1.4cm auf auf 100m. Auch die Quick-Release-Montage erfolgt zuverlässig und weist eine zusätzliche Sicherung auf, damit sich der Hebel nicht versehentlich irgendwo an der Ausrüstung einschlauft und lösen kann. 

Fazit

Das EXPS3-0 ist aktuell der absolute Spitzenreiter aus dem Hause L3. Auch bei uns stieß es montiert auf einer HK MR223 auf viel Freude. Die Verarbeitung ist sehr wertig, die Bedienbarkeit durchdacht und die Funktion hervorragend.

Mit UVP 795,00€ (2021) ist das Gerät aber alles andere als günstig, wenn auch der Preis anhand dem, was man bekommt durchaus gerechtfertigt ist. Hier kann man getrost sein Geld investieren und über Jahre auf eine verlässliche Optik zurückgreifen.

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